15 Feb. Family Business
Family Business – ein Dokumentarfilm
In dem Dokumentarfilm von Christiane Büchner wird die Betreuung der demenzkranken, 88-jährigen Anne beschrieben. In deren gewohntem Zuhause ist die Polin Jowita als Pflegehelferin für sie da. Diese Dienstleistung bietet großartige Vorteile für beide Seiten: Der Umzug in ein Seniorenheim kann für die alte Dame durch die Anwesenheit Jowitas verhindert werden. Für Jowitas Familie in Polen wird durch den Verdienst in Deutschland eine Fertigstellung des Hauses in Lubin endlich realisierbar. Es bedeutet eine Win-Win-Situation für die pflegebedürftige Dame und die Familie in Polen – eigentlich. Die Problematik innerhalb dieser eigentlich perfekten Situation wird in dem Dokumentarfilm Family Business anschaulich dargestellt.
Family Business – Betreuung für Anne
Dass ein selbständiges Leben der 88-jährigen Anne in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr möglich ist, wird den beiden Töchtern erst bewusst, als Annes Ehemann stirbt. Er hatte die Demenz seiner Frau im Alltag völlig im Griff, so dass die Angehörigen die Problematik erst nach dessen Tod erkannten. Beide berufstätige Töchter haben nicht die Zeit, ihre Mutter umfassend zu betreuen. Jowita, Mutter einer pubertierenden Tochter, absolvierte einen Mini-Kurs in Seniorenbetreuung und wird über eine Pflegevermittlung nach Bochum zu der betreuungsbedürftigen Dame geschickt. Sie bezieht ein Zimmer bei Anne und ist die ideale Lösung, um sie in ihrer Wohnung zu versorgen.
Family Business – Betreuung durch Jowita
Jowita verdient als Arbeitsmigrantin in Deutschland mehr als viele erfolgreiche Angestellte in Polen. Doch die Arbeitssituation im Zuhause Annes ist problematisch. Die beiden Frauen haben nicht nur Sprachprobleme, sie verstehen sich einfach nicht gut. Anne weiß nichts mit Jowita anzufangen. Die Arbeitssituation wird für Jowita immer unangenehmer. Von der dementen Frau und ihren Routinen regiert und weit weg von ihrer Familie in Polen wird der Aufenthalt in Deutschland für Jowita fast unerträglich.
Family Business – berührend und unaufdringlich
Der Dokumentarfilm Family Business beschreibt das Leben beider Familien und stellt die Situation aus deren Sichtweisen anschaulich gegenüber. Großartig zeigt der Film, wie Jowita ihrer neuen Aufgabe näher gebracht wird, sie die Betreuung als Anfängerin lernen muss. Der Zuschauer leidet mit der Polin, die ihre Familie vermisst und mit dem Verhalten der dementen Dame nicht klar kommt. Christiane Büchner zeigt deutlich die etwas nörglerische, alte Anne und ihren herrischen Umgang mit Jowita, der für diese den Aufenthalt in Deutschland noch schwerer macht. Der Zuschauer erkennt die Problematik einer eigentlich perfekten Lösung für beide Familien. Er fühlt mit den Menschen mit, egal ob es sich um die anstrengende alte Frau handelt oder um die nervöse, polnische Arbeitsmigrantin.
Die Regisseurin Christiane Büchner studierte an der Hochschule für Künste in Berlin und der Kunsthochschule für Medien in Köln. Christiane Büchner lebt und arbeitet als Künstlerin, Filmemacherin und Mediengestalterin in Köln. Die Dokumentation Family Business ist ein sensibler, ein lehrreicher und notwendiger Film, der großartige Einblicke in die moderne Welt der privaten Seniorenbetreuung bietet. Family Business erhielt das Prädikat „Besonders wertvoll“.
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